28. Oktober 2013

SEMIRAMIS-OPERN AUF CD: Rossinis "Semiramide" aus der Vlaamse Opera unter Alberto Zedda und vom Festival Rossini in Wildbad unter Antonino Fogliani / Semiramis in Opern von Catel und Meyerbeer


"Semiramide", uraufgeführt 1823, ist Rossinis letzte und die vollkommenste seiner italienischen dramatischen Opern, und wenn Alberto Zedda dieses Meisterwerk dirigiert, ist dies für die Deutsche Rossini Gesellschaft willkommener Anlass, dort die Jahreshauptversammlung oder ein Mitgliedertreffen zu organisieren, um ihren Ehrenpräsidenten live zu erleben und nach der Aufführung zu treffen, - so zu Aufführungen von "Semiramide" 2001 an der Opéra Royal de Wallonie in Liège (Lüttich), 2003 an der Deutschen Oper Berlin und zuletzt 2011 an der Vlaamse Opera in Gent. Von dieser Aufführungsserie in Gent (und Antwerpen) ist nun eine Aufnahme auf CD erschienen, - neben dem Mitschnitt vom Rossini Opera Festival in Pesaro 1992 die einzige auf CD dokumentierte "Semiramide" in der Interpretation von Alberto Zedda.



Die nachfolgende CD-Rezension von Julia Poser wird im nächsten Mitteilungsblatt der DRG erscheinen:

Zeddas bezwingende Interpretation

Die Mitglieder der Deutschen Rossini Gesellschaft, die im Januar 2011 in Gent eine musikalische Sternstunde mit Semiramide unter Alberto Zedda erlebten, können sich jetzt auf eine Einspielung der Oper auf CD freuen. Die Firma Dynamic hat den Mitschnitt aus Gent kürzlich herausgebracht und so kann man zuhause noch einmal die Schönheit der Musik Rossinis unter der Stabführung ihres begnadeten Dirigenten genießen. Keine Striche – jeder einzelne Takt wird von dem dreiundachtzigjährigen Maestro mit geradezu jugendlichem Feuer gebracht. Über vier Stunden entwickelt er eine klare Gestaltungskraft und so erlebt man eine unübertreffliche Wiedergabe dieser letzten großen italienischen Oper Rossinis.

          Das hochmotivierte Symphonie Orchester der Vlaamse Oper musiziert unter Zeddas Leitung kraftvoll und spannungsreich, hält den großen Bogen von der Ouvertüre bis zum jubelnden Schlusschor „Adori il novello suo re“ mit nie nachlassendem Elan.

          Die drei Hauptpartien sind glänzend besetzt. Myrto Papatanasiu singt die babylonische Königin mit glockenreinen Spitzentönen, sicheren Koloraturen und bewältigt gesanglich den Wechsel von der verliebten Frau zur schuldbewussten Mutter mit erschütternder Intensität. Ann Hallenberg überzeugt mit volltönendem Mezzo als Arsace. Von besonderer Schönheit sind die Duette der beiden Sängerinnen in „Alle piu care imagini“ und in „Giorno d’orror“, in denen die Stimmen in wunderbarer Harmonie zusammenfinden. Josef Wagner als ruchloser Königsmörder kann mit sonorem schwarzem Bass prunken . „Egli geme, egli smania, sospira“ kommentiert der Chor seine Wahnvorstellungen, die er mit kraftvollen Koloraturen besingt. Robert McPherson erreicht nicht ganz das hohe Niveau der drei Protagonisten. Die zwei anspruchsvollen Arien des indischen Königs Idreno bewältigt der Tenor mit Anstand, aber ohne besondere Leuchtkraft. Igor Bakan (Oroe), Julianne Gearhart (Azema), Eduardo Santamaria (Mitrane) und Charles Dekeyser (Stimme des Nino) ergänzen die Einspielung. Hervorragend bewährt sich der Chor der Vlaamse Opera.

          Auf dem Aufdruck der CDs wird man an die schauderhafte Regie und die hässlichen Kostüme von Nigel Lowery erinnert, aber die sieht man beim Anhören zum Glück nicht.

Semiramide Dynamic CDS 674-1-3, 3 CDs (74'04), (76'11), (79'17), Aufnahme aus Gent 11. Januar 2011, Etwas mageres Beiheft: ital.-engl. Aufsatz von Danilo Prefumo, kurze Inhaltsangabe ital.- engl. ohne Tracks, Namen der Orchestermusiker und des Chors, keine Biographien der Solisten.

Julia Poser
Einen Eindruck von der Inszenierung bietet das

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Auch beim Festival "Rossini in Wildbad" gab es 2012 Aufführungen
von Rossinis "Semiramide", dirigiert von Antonino Fogliani.
Der Mitschnitt ist nun bei Naxos auf CD erschienen.

 
Aufführungsbericht hier im Blog und CD-Rezension bei Opera Lounge.

Eine Einführung in das Werk und das komplette Libretto (Italienisch / Deutsch)
bietet Band 34 der von der DRG herausgegebenen Reihe "Operntexte":


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Episoden aus dem Leben der babylonischen Königin Semiramis wurden auch bereits vor Rossini von zahlreichen anderen Komponisten als Opernstoff gewählt. Zwei m. E. sehr lohnende Raritäten wurden bei Festivals aufgeführt und sind als CD-Mitschnitte erhältlich: zum einen "Sémiramis" von Charles-Simon Catel (1802) aus Montpellier vom Festival de Radio France 2011 unter Hervé Niquet (und mit einer fulminanten Maria Riccarda Wesseling in der Titelpartie), zum anderen "Semiramide riconusciuta" von Giacomo Meyerbeer vom Belcantofestival Rossini in Wildbad 2005 unter Richard Bonynge:

Maria Riccarda Wesseling, Gabrielle Philiponet, Mathias Vidal,
Nicolas Courjal, Andrew Foster-Williams, Nicolas Maire


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Nachtrag (7. 8. 2014)