So machte ich mich denn zum ersten Mal auf nach Bad Wildbad. Bad Wildbad selbst ist – abgesehen von einigen Bausünden aus hässlichem Beton – ein hübscher Ort entlang der rauschenden Enz mit wunderschönem Kurpark, mittendrin ein verfallenes kleines Theater, für dessen Restaurierung ein Förderkreis sehr aktiv ist; eine Besichtigung der Bauruine konnte einen kleinen Eindruck davon vermitteln, welch stilvolle Spielstätte hier entstehen wird.
Für uns Rossini-Fans ist natürlich
„der Hügel“ das Zentrum des Geschehens. Dort hinauf ging es Tag
für Tag, und es ist schon erstaunlich und erfreulich, mit welchem
Engagement aller Beteiligten dort ein wirklich lebendiges Festival
veranstaltet wird. Der berühmteste Kurgast der Stadt hätte
sicherlich seine Freude an den musikalischen Darbietungen und ganz
gewiss auch Spaß an seinem Denkmal, das ihn als Badegast – nur mit
einem Handtuch „bekleidet“ – zeigt. Nicht unerwähnt lassen
möchte ich auch den freundlichen Konditor, der Rossini-Pralinen
kreiert und gern über das Festival plauscht.
Das Programm selbst war sehr vielseitig und von gutem künstlerischem Niveau. Dazu gab es sehr interessante Einführungsvorträge`und informative Programmhefte. Die finanzielle Ausstattung des Festivals ist sicherlich nicht üppig, sondern eher beklagenswert, aber es gibt immerhin eine Übertext-Anlage.
Nicht zu übersehen waren die Präsenz und die Aktivitäten der Deutschen Rossini Gesellschaft und ihrer Mitglieder. Da das nicht – wie ich vermutet hatte – nur eine Art Fan-Club ist, bin ich ganz schnell Mitglied geworden (und bin auch gleich, wie man an diesem Beitrag merkt, in die „Pflicht“ genommen worden).
Rezensionen schreiben andere, deshalb möchte ich nur kurz meine ganz persönlichen Eindrücke schildern: Mit „swinging Rossini“ animierte Alessandro De Marchi als Dirigent der "Pietra del paragone" Orchester, Sänger und Publikum (nächste Spielzeit dirigiert er in Hamburg den Barbiere di Siviglia; ich freue mich sehr darauf!). Meiner Meinung nach war es auch eine szenisch gut gelungene Produktion für einen spielfreudigen Handlungsablauf.
Der "Verter" war für mich musikalisch nicht so aufregend, und ein Werther mit lieto fine ist ohnehin überraschend. Dafür war dann das Drumherum umso interessanter; denn kaum war das Stück als ein Werk von Simone Mayr uraufgeführt, hieß es am nächsten Tag: Ist gar nicht von Mayr, sondern eher von Vincenzo Pucitta! Mögen die Musikwissenschaftler ihre Freude andiesem Streit haben!
Das Programm selbst war sehr vielseitig und von gutem künstlerischem Niveau. Dazu gab es sehr interessante Einführungsvorträge`und informative Programmhefte. Die finanzielle Ausstattung des Festivals ist sicherlich nicht üppig, sondern eher beklagenswert, aber es gibt immerhin eine Übertext-Anlage.
Nicht zu übersehen waren die Präsenz und die Aktivitäten der Deutschen Rossini Gesellschaft und ihrer Mitglieder. Da das nicht – wie ich vermutet hatte – nur eine Art Fan-Club ist, bin ich ganz schnell Mitglied geworden (und bin auch gleich, wie man an diesem Beitrag merkt, in die „Pflicht“ genommen worden).
Rezensionen schreiben andere, deshalb möchte ich nur kurz meine ganz persönlichen Eindrücke schildern: Mit „swinging Rossini“ animierte Alessandro De Marchi als Dirigent der "Pietra del paragone" Orchester, Sänger und Publikum (nächste Spielzeit dirigiert er in Hamburg den Barbiere di Siviglia; ich freue mich sehr darauf!). Meiner Meinung nach war es auch eine szenisch gut gelungene Produktion für einen spielfreudigen Handlungsablauf.
Der "Verter" war für mich musikalisch nicht so aufregend, und ein Werther mit lieto fine ist ohnehin überraschend. Dafür war dann das Drumherum umso interessanter; denn kaum war das Stück als ein Werk von Simone Mayr uraufgeführt, hieß es am nächsten Tag: Ist gar nicht von Mayr, sondern eher von Vincenzo Pucitta! Mögen die Musikwissenschaftler ihre Freude andiesem Streit haben!
Bei dem überschaubaren Rahmen des
Festivals ergaben sich auch immer wieder Gelegenheiten zu
persönlichen Gesprächen mit den Sängerinnen und Sängern über
ihre bisherige Entwicklung und über ihre Hoffnungen und
Zukunftsträume. Auch als Zuhörerin bei den Unterrichtsstunden der
Masterclass von William Matteuzzi war ich willkommen; an seinen
Hamburger Auftritt als Almaviva erinnere ich mich gerne, und jetzt
lernte ich ihn als geduldigen, freundlichen und motivierenden Lehrer
kennen. Bei diesen zahlreichen persönlichen Kontakten ist man dann
wirklich nicht mehr nur Publikum, dem etwas dargeboten wird. Beim
Masterclass-Konzert habe ich dann ganz heftig die Daumen für alle
gedrückt und mich gefreut, dass die drei, die nach der Generalprobe
„meine“ Favoriten waren, einen Preis bekommen haben. Mit
besonderem Interesse werde ich die weitere Entwicklung der
Sopranistin Lucia Blazickova verfolgen, die mit dramatischer Attacke,
ausgezeichneten klaren Koloraturen und differenzierter Gestaltung die
Arien der Königin der Nacht und Elvira (I puritani) gesungen hat.
Und auch das ist Bad Wildbad. In der Pause des Masterclass-Konzertes
wurde spontan ein Sonderpreis gestiftet, damit derTenor Pavol
Bršlik (*s. u.), der schon bei der Aufführung der faszinierenden geistlichen
Jugendwerke Rossinis begeistert hatte, der aber nicht die persönlichen
Voraussetzungen für den offiziellen Preis erfüllte, auch die
verdiente Auszeichnung erhalten konnte. Ich freue mich auf ein
Wiedersehen.
Anteil nehmen konnte man auch an den Sorgen und Aufregungen, mit denen die künstlerische Leitung fertig werden musste, so wenn ein Sänger – von mir tituliert als die männliche „Primadonna“ von Bad Wildbad – vor seinem Auftritt noch schnell ein EKG verlangt, während sich das Publikum schon erwartungsvoll im Saal eingefunden hat. Und dann der kurzfristige Ausfall von Matthias Rexroth! Kein Cover vorhanden, Frau Bienkowska erklärt sich bereit, neben der Clarice auch die Rolle des Tancredi zu übernehmen. Sicherlichdie Rettung der Vorstellung und auch eine große Chance für die Sängerin,aber man macht sich dann doch so seine Gedanken und Sorgen, ob das Proben und Singen von zwei Hauptpartien ohne Ruhetage nicht doch zuviel ist und ob die junge Sängerin durch diesen Totaleinsatz nicht vielleicht ihre wirklich schöne und kostbare Stimme gefährdet. Auch hier freue ich mich auf ein Wiederhören, vielleicht nicht nur in Bad Wildbad.
Nach einem abschließenden Büffet in den am 29. Februar 2000 eingeweihten wunderhübschen, stilvollen Rossini-Räumen im Hotel Bären war dann das diesjährige Festival beendet. Mein abschließender Rundgang führte mich noch einmal zum Rossini-Denkmal, und liebevoll tätschelte ich seinen nackten Bauch: „Auf Wiedersehen, Maestro! Bis zum nächsten Jahr!“.
Anteil nehmen konnte man auch an den Sorgen und Aufregungen, mit denen die künstlerische Leitung fertig werden musste, so wenn ein Sänger – von mir tituliert als die männliche „Primadonna“ von Bad Wildbad – vor seinem Auftritt noch schnell ein EKG verlangt, während sich das Publikum schon erwartungsvoll im Saal eingefunden hat. Und dann der kurzfristige Ausfall von Matthias Rexroth! Kein Cover vorhanden, Frau Bienkowska erklärt sich bereit, neben der Clarice auch die Rolle des Tancredi zu übernehmen. Sicherlichdie Rettung der Vorstellung und auch eine große Chance für die Sängerin,aber man macht sich dann doch so seine Gedanken und Sorgen, ob das Proben und Singen von zwei Hauptpartien ohne Ruhetage nicht doch zuviel ist und ob die junge Sängerin durch diesen Totaleinsatz nicht vielleicht ihre wirklich schöne und kostbare Stimme gefährdet. Auch hier freue ich mich auf ein Wiederhören, vielleicht nicht nur in Bad Wildbad.
Nach einem abschließenden Büffet in den am 29. Februar 2000 eingeweihten wunderhübschen, stilvollen Rossini-Räumen im Hotel Bären war dann das diesjährige Festival beendet. Mein abschließender Rundgang führte mich noch einmal zum Rossini-Denkmal, und liebevoll tätschelte ich seinen nackten Bauch: „Auf Wiedersehen, Maestro! Bis zum nächsten Jahr!“.
Mitteilungsblatt der DRG Nr. 22
(September 2001)
Nachtrag 3.4.2012:
Nachtrag 3.4.2012:
* Es handelt sich um den mittlerweile international bekannten Tenor Pavol Breslik, der seinen Namen für Nicht-Slowaken aussprechbarer gestaltet hat.