Entgegen den durch den Titel geweckten Erwartungen wurde es ein Konzert von noch normaler Länge, das am 11. Dezember 2010 im Rahmen der NDR-Konzertreihe „Das Alte Werk“ in der Hamburger Laeiszhalle stattfand. Vier Countertenöre – eine vierfache Vielfalt an Stimmfarben und gestalterischen Varianten. Jeder der Solisten sang en bloc jeweils drei Arien, begleitet von I Barocchisti, vor den Blöcken gab es Ouvertüren und Zwischenspiele, abschließend folgte noch ein Duett, und zum Finale und zu den Zugaben vereinten sich die Herren dann zu einem Chor. Auf dem Programm standen Arien aus Opern von Händel, Vivaldi, Gluck, Porpora, Veracini und Sarti.
Den Anfang machte der Ukrainer Juri Minenko (li.), der eine schöne Stimme vorführte, dessen Vortrag aber mangels differenzierender Gestaltung etwas eintönig wirkte. Weniger schönstimmig und in den Koloraturen etwas weniger geläufig war die dunkler gefärbte und gelegentlich leicht heiser klingende Stimme von Matthias Rexroth (re.), dafür aber umso ausdrucksstärker seine Gestaltung der in den Arien beschriebenen Ereignisse und Stimmungen. Anrührend insbesondere die Arie „Cara sposa“ aus Händels „Rinaldo“, die Rexroth dem Dirigenten Diego Fasolis widmete, der sich wegen schwerer Erkrankung seiner Ehefrau an diesem Abend von der Konzertmeisterin Fiorenza de Donatis vertreten lassen musste.
Nach der Pause dann der Katalane Xavier Sabata (li.), Hüne in Gestalt und Stimmkraft, der an gestalterischer Feinheit und ausgefeilter Diktion seinem Kollegen Rexroth in nichts nachstand. Auf diese virile Darbietung folgte umso kontrastreicher Max Emanuel Cencic (re.) mit einer sopranhaft silbrigen Stimme, mit der er endlose Bögen spann. Es war auffallend, dass nicht die Arien mit Koloraturfeuerwerk, sondern eher die getragenen und besinnlichen Stücke aufgrund der bewegenden Sprach- und Ausdrucksgestaltung den größten Eindruck machten und das Publikum zu sich ständig steigernden Jubelstürmen hinrissen.
Konzert vom 11. Dez. 2010