Es war ein wunderbares Konzert am 4. Juni 2013 in der Hamburger Laeiszhalle. Cecilia Bartoli präsentierte ihre auf der CD "Mission" eingespielten neuesten Ausgrabungen aus Opern von Agostino Steffani, und mit ihrer Gestaltungskunst machte sie kleine Pretiosen aus den eher schlichten Stücken dieses Komponisten, mit dem ich bisher nur das Erlebnis einer nicht gerade inspirierenden Opernaufführung - nämlich des "Orlando generoso" im Juni 2008 in Hannover-Herrenhausen - verbunden hatte. Groß war die Begeisterung des Publikums, das in das von den Orchestermitgliedern gesungene "Happy Birthday" einstimmte. Das alles ist nachzulesen im Bericht im Hamburger Abendblatt vom 6. Juni 2013, - dort aber fiel der erstaunte Blick als erstes auf einen riesigen weißen Fleck, an dem sich nun eine Diskussion über ein grundsätzliches Thema entzündet hat:
Die Pressefreiheit bei der Bildberichterstattung von Konzerten
Statt eines schönen Geburtstagsfotos ein riesiger weißer Fleck!
Wie viel Einfluss dürfen Künstler auf die Berichterstattung über sie nehmen?
Ist es hinnehmbar, dass sie bestimmen, welches Foto von ihnen gedruckt wird?
Die Konzertdirektion reagierte mit diesem sehr emotionalen Leserbrief:
Quelle: Hamburger Abendblatt
Im Hamburger Abendblatt (HA) vom 11. Juni 2013 nun eine ganze Seite zum Thema mit einem Streitgespräch zwischen dem Geschäftsführer der Konzertdirektion und dem Abendblatt-Chefredakteur:
"Viel Beifall für einen weißen Fleck. Aus Protest gegen die unzumutbaren Bedingungen für Fotografen verzichtete das Hamburger Abendblatt am vergangenen Donnerstag auf ein Bild zu seinem Bericht über das umjubelte Konzert von Cecilia Bartoli. Die Zustimmung bei Lesern und auf Facebook ist enorm, der Journalistenverband DJV lobt einen "vorbildlichen Umgang". Scharfe Kritik hingegen kommt vom Veranstalter, der Konzertdirektion Dr. Rudolf Goette. Deren Geschäftsführer Christian Kuhnt im Streitgespräch mit Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider" ... Da wird dem HA vorgeworfen, das "Foto" als Aufmacher sei schlimmer als jeder Verriss, weil es bösartig suggeriere, eine Diva würde die Pressefreiheit angreifen, obwohl man doch nur die Künstler schützen wolle; von "Skandal" ist die Rede; "So kann man in Hamburg nicht mit Künstlern umgehen" steht gegen "So kann man in Hamburg nicht mit Medien umgehen", - soweit einige Stichworte zum Schlagabtausch, ...mehr:
und
(Hamburger Abendblatt vom 11. Juni 2013)
Es bleibt abzuwarten, wie das Hamburger Abendblatt sich künftig verhalten wird. Und es stellt sich natürlich auch die Frage nach der bisherigen Handhabung, insbesondere ob Agenturfotos immer nur dann genommen wurden, wenn kein eigener Fotograf vor Ort war, bzw. ob auf Bildmaterial überhaupt ganz verzichtet wurde, wenn eigene Fotografen wegen unannehmbarer Bedingungen nicht entsandt wurden. Eigentlich wäre ja nichts dagegen einzuwenden, sondern ein Akt der Höflichkeit, einer Künstlerin die von ihr bei einem öffentlichen Auftritt aufgenommenen Fotos zu zeigen und sich ihre Meinung dazu anzuhören. Stein des Anstoßes ist somit das verlangte Recht, einseitig und allein zu bestimmen, welches Foto veröffentlicht werden darf, und das Verlangen nach Löschung der übrigen Fotos hat dann wohl das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht.
Im Pop-Bereich ist so etwas schon lange gang und gäbe:
Popstars und die Pressefreiheit
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Reaktionen auf die Aktion des HA:
HA-Leserbotschafter/Public Editor
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Reaktionen auf die Aktion des HA:
HA-Leserbotschafter/Public Editor
"Hamburger Abendblatt" verzichtet auf Bartoli-Foto (newsroom 6.6.2013)
Bartoli is reviewed with a blank after insisting on image control (Arts Journal Slipped Disc 11.6.2013)
Cecilia Bartoli threatens European Democracy (Intermezzo 11.6.2013)
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