10. Juli 2013

LE CHALET von Adolphe Adam bei "Rossini in Wildbad"


Pressemitteilung 7/2013
Mit LE CHALET / Die Almhütte von Adolphe Adam wird das Festival seinem Ruf als Belcanto-"Fundgrube" gerecht.
 

Bad WildbadSchweizer Flair im Schwarzwald: Eine Berghütte im Kanton Appenzell. Der junge Bauer Daniel jubelt über das Heiratsversprechen seiner geliebten Betly, die bislang alle seine Anträge abgewiesen hat und ihm in einen Brief ihre Zusage mitgeteilt hat. Beglückt lädt Daniel das ganze Dorf zu seiner Hochzeit ein.
Zwischen dieser Anfangsszene und der finalen Hochzeitsfeier gilt es einen alten Vertrauten zu enttarnen, der von der Armee zurückkehrt und Unruhe in die Bergidylle bringt...
In der bemerkenswerten Besetzung wird der junge Bauer Daniel von Artavazd Sargyan (Tenor) gesungenDie Rolle von Max, dem Schweizer Soldat, übernimmt der italienische Charakterdarsteller Marco Filippo Romano (Bariton)Die Sopranistin Diana Mian singt in der Rolle seiner Schwester Betly.
Federico Longo dirigiert diese einaktige Oper. Er ist Spezialist für Ausgrabungen, hat bei Gelmetti in Siena studiert und kennt sich mit französischer Oper bestens aus.

Regie führt Nicola Berloffa, der sich bereits 2011 bei seinem Debüt mit Balducci in Bad Wildbad bewies. 
Der Komponist, Adolphe Adam (1803-1856), war einer der fruchtbarsten und profiliertesten Komponisten der französischen Schule der 1830er- bis 1850er-Jahre. Le Chalet bedeutete den ersten großen Durchbruch Adams.
Heute wird sein Name fast ausschließlich mit dem großen romantischen Ballett Giselle (1841) in Verbindung gebracht, und ganz selten finden sich noch seine Opern Le Postillon de Lonjumeau (1836), Le Toréador (1849), Si j’étais Roi (1852) auf den Theaterprogrammen. Übrigens schrieb Adam auch eine Schauspielmusik zu einer der vielen Guillaume Tell-Aufführungen, die kurz vor Rossinis Oper auf den Spielplänen der Vorstadttheater auftauchten.
Er selbst war ein bekennender Bewunderer Rossinis. In einem Artikel, den Adam Rossinis Stabat Mater widmete, ordnete er dessen Verdienste ein und bezeugte ihm seine Hochachtung und Überlegenheit.
Allerdings war die Gesangskunst, die in Frankreich große Fortschritte gemacht hatte, an der Opéra völlig stehen geblieben, und man sang dort vor zehn Jahren noch genauso wie vierzig Jahre zuvor. Rossini, der seit kurzem in Paris war und für unsere Opéra komponieren sollte, forderte vor allem, dass man ihm Sänger gebe, die man singen lassen konnte, und er ließ Mlle Cinti debütieren. Das war der erste Schritt in der Revolution, die an diesem Theater Le Siège de CorintheLe Comte OryMoïse, das Debüt von Levasseur, der Rückzug von Derivis senior und die Fortschritte von Adolphe Nourrit vollzogen. Auber gab seine Muette, und der Erfolg dieser Oper war gewaltig; Guillaume Tell war bei seinem Erscheinen weniger glücklich, aber heute werden alle Schönheiten dieses Meisterwerks geschätzt, und das Publikum wird nicht müde, es zu hören. [Souvenirs, S. 73]
 

Bildnachweis: Patrick Pfeiffer 

 

Informationen zur Oper:

Le Chalet

Komische Oper in einem Akt
Libretto von Augustin Eugène Scribe und Mélesville (eigtl. Anne Honoré Joseph Duveyrier), nach einem Singspiel Jery und Bäteli (1780) von J. W. von Goethe
Musik von Adolphe Adam
Uraufführung am 25. September 1834 Opéra Comique Paris

Neue Trinkhalle 11. und 19. Juli 2013, 19.40 Uhr. 

Besetzung:

Daniel, un jeune agiculteur / ein junger Bauer                      Artavazd Sargyan

Max, soldat suisse / ein Schweizer Soldat                          Marco Filippo Romano

Betly, sœur de Max / Schwester von Max                           Diana Mian
                                                                                                      

Camerata Bach Chor (Leitung: Ania Michalak-Potkowski)

Virtuosi Brunensis (Leitung: Karel Mitáš)

Musikalische Leitung                               Federico Longo
Regie                                                     Nicola Berloffa
Choreographie                                        Matteo Graziano
Bühne                                                    Caroline Stauch
Kostüme                                                Claudia Möbius
Licht                                                      Kai Luczak
Deutsche und französische Übertitel         Reto Müller
 
Die Aufführung wird von Deutschlandradio aufgezeichnet
und wird am 27. Juli 2013 um 19.05 Uhr gesendet.
Bildnachweis: Patrick Pfeiffer 

Interview

Fragen an den Regisseur Nicola Berloffa
gestellt von Mareike Goldschmied (Presse-Assistenz) und Patrick Sabin (Regie-Assistenz)

Was für ein Ansatz ist Ihnen in dieser Inszenierung wichtig?

Zunächst habe ich mich mit Dokumenten aus der Entstehungszeit der Oper von Adam beschäftigt. Ich wollte immer im Blick behalten, dass Le Chalet nach  seiner Premiere eine sehr populäre  Oper war und besonders wegen seiner komischen und doppeldeutigen Art geschätzt wurde. Neben der kultivierten und raffinierten Musik von Adam wollte ich den eher skizzenhaften und komischen Text ausstellen.

Wie sehen Sie den Unterschied der zwei Männerrollen in Le Chalet

Schon der Text unterscheidet die beiden deutlich, aber die Musik zeigt die Unterschiede noch deutlicher auf.
Bei David, der ein Tenor, jung und verliebt ist, versuchten wir in der Bewegung den Heranwachsenden und einen weichen aber auch sprunghaften und arroganten Typus herauszuarbeiten.
Max, der Bruder von Betly, ist eher der Typ des Soldaten, stolz und entschieden, ein wenig belehrend und sogar sadistisch.

Was bedeutet für Sie der Charakter von Betly als starke (unabhängige) Frau?

Der Feminismus von Betly ist eher zufällig und hat nichts mit den Bewegungen gegen Ende des 20. Jahrhunderts zu tun. Sie hat einen theatralischen Charakter, ihre Abneigung gegen die Ehe, welche Motor der Handlung bis zum Happy End ist.

Ist die Arbeit mit „nur“ 3 Sängern intensiver als in anderen Inszenierungen?

Es macht für mich keinen Unterschied, ob auf der Bühne drei oder hundert Sänger stehen. Ich bin am Abend nach den Proben genauso müde wie bei einer großen Oper. Es ist sehr anstrengend, feine Übergänge genau darzustellen. Man darf nie vergessen, dass als Grundlage eine Komödie von Scribe diente, und die Spannung in einer Komödie zu halten ist immer schwieriger als bei einem Drama.
 
Bildnachweis: Patrick Pfeiffer